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Lob & Kritik im Internet
1.598 mal gesehen | Aktualisiert: 16. April 2024 | Stefan Gerlach | Blog | Allgemein

Lob & Kritik im Internet



Wer mich privat kennt, der weiß das ich jemand bin der sagt was er denkt. Ich glaube ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und springe gern mal ein, wenn ich denke etwas läuft ungerecht.

Nun stelle ich seit Monaten meine Bilder in der Öffentlichkeit zur Schau und setze mich dadurch mehr und mehr der breiten Masse aus. Ein selbst gewählter und gewollter Weg. Wenn man diesen Weg wählt, muss man sich früher oder später auch mit Kritiken auseinander setzen. Das stellt für mich auch kein Problem dar. Es ist nur so, dass es damals in den Zeiten vor dem Internet (ja die Zeiten gab es) für den einfachen Menschen leichter war sich mit seinen Kritikern zu befassen. Denn sie standen vor dir. Kritik war sachlich und konstruktiv. Und vorsichtig formuliert. Die Anonymität und vor allem Sicherheit und Abstand des Internets haben auch die Art der Kritik verändert.

Landschaft im Sonnenaufgang und Nebel September 2015

Kritik geht heute einfach. Jeder gibt seinen Senf dazu wenn ihm was nicht passt. Im Übrigen auch fast nur, wenn man Kritik ausüben möchte. Lob hingegen gibt es selten. Wenn einem etwas gefällt, muss man es ja nicht sagen. Ähnlich wie bei Bewertungsportalen, auch dort wird nur geschrieben, wenn man nicht zufrieden war - ein Grund warum ich sie meide. Jedenfalls werden auf dem Stuhl sitzend, drei Zeilen über die Tastatur in die Kommentare getippt und fertig. Ich kann 90% dieser Kritiken einfach nicht ernst nehmen. Nicht, dass ich mich für etwas Besonderes oder Besseres halte, nein. Ich weiß einfach, dass in den meisten Fällen einfach nur drauf los geschrieben wird ohne sich mit dem Thema (in meinem Falle meist ein Bild) zu befassen.

Oftmals ist die Kritik nicht nur plump wie zum Beispiel "Das sieht scheiße aus" oder ohne jede Diskussionsgrundlage, sondern auch einfach relativ. Ein gutes Beispiel war einer der letzten Kommentare bei facebook. Eines meiner Bilder wurde auf einer Wetter-Seite geteilt und ein User schrieb "Das sieht aber voll unrealistisch aus." Ja. Gut. Was soll ich dazu sagen? Wenn jemand das so empfindet, das meine Bilder unrealistisch aussehen, dann ist es so. Das kann und will ich gar nicht ändern. Ich fotografiere so wie ich es möchte und bearbeite Bilder in Maßen, so wie ich sie haben will. Dabei lege ich Wert auf die Situation vor Ort. Dazu hatte ich auch schon mal etwas unter so bearbeite ich ein Landschaftsfoto geschrieben.

Es wäre etwas ganz anderes, wenn diese Person schreiben würde, warum es in ihren Augen unrealistisch ist und dies optimaler Weise erklärt, schreibt wie sie es machen würde. Das würde nichts an meinem Bild ändern, denn ich wollte es ja so und fotografiere nicht so wie andere es möchten. Aber es wäre eine Diskussion wert. Warum würde die Person es so machen, vielleicht denke ich zukünftig mal wieder daran, etc. Diese Kritik hätte eine Grundlage zur Diskussion.

Aber das darf man heute nicht mehr erwarten. Gerade die sozialen Kanäle dienen der Masse nur zur Aufnahme und zum verbreiten von sinnlosen Zeilen. Immer mehr sehen, lesen, erfahren, konsumieren - ab und zu noch mal "Das sieht scheiße aus" schreiben - und fertig. Dabei bekommen die meisten diese Reizüberflutung gar nicht mit. Denn auch hier liegt für mich der Grund, warum Kritik nicht mehr das ist, was sie mal war. Würde sich eine Person nur mit wenigen Dingen befassen, hätte sie eventuell mehr Zeit und Lust ein Foto, einen Beitrag oder sonstiges konstruktiv und ausführlich zu kritisieren.

Abends am Ratzeburger See

Fehlender Respekt und fehlendes Wissen vom Hintergrund

Es fehlt der Respekt vom Gegenüber. Und dazu kommt, dass die meisten den Aufwand hinter einem Foto nicht (er)kennen. Nehmen wir das Foto vom Ratzeburger See als Beispiel. Eines meiner Lieblingsbilder der letzten Wochen. Für viele vielleicht nicht mehr als einfach ein Foto. Vielleicht nicht mal ein gutes. Doch für mich ist das Foto das Ergebnis einer Tour, die mit viel Aufwand geplant und durchgeführt wurde.

Bevor dieses Foto entstehen konnte, musste ich diesen Ort finden. Das passierte in unzähligen Stunden Recherche im Internet. Danach wurde die Route geplant, was nicht zu 100% möglich war, denn dieser Ort ist nicht mit einem Auto anzufahren. So fuhr ich an dem Tag zum Ratzeburger See und schaute über den See, wo dieser Steg ist. Nach einigen Fotos mit dem Handy, reinzoomen und suchen - hatte ich ihn gefunden. Nun musste ich nur noch dort hin kommen. Ich fuhr um den See, hielt an einem Wald und lief ca. eine Stunde durch den Wald, bis ich endlich an diesem Ort ankam. Dann wurden ca. 75-100 Bilder gemacht um die richtige Lichtsituation und den perfekten Ausschnitt zu bekommen.

Du siehst, der Aufwand für dieses eine Foto hat es schon in sich. Viele Stunden, viel Laufen, viel planen. Und als Kritik kommt dann ein Satz wie "Das sieht scheiße aus". Erst denken, dann schreiben würde ich behaupten. Aber, das ist mir wichtig: Wie Eingangs erwähnt, nehme ich das nicht so ernst und kann darüber stehen. Mir ist das Erlebnis oft wichtiger als das Ergebnis. Wenn das Ergebnis mich dann noch überzeugt, um so besser. Alles andere ist sekundär. Wie wir alle wissen liegt Kunst ja auch im Auge des Betrachters...



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